In Liebe Abschied nehmen

Pastor Orphée-Honorat Agbahey aus der Pfarrei Franz von Assisi Kiel segnete in einer kleinen Feier den neu eingerichteten Abschiedsraum im St. Antoniushaus in Kiel Elmschenhagen. Foto SkF

Der Abschiedsraum im St. Antoniushaus ist harmonisch und dem Zweck entsprechend eingerichtet. Foto SkF

In der Woche vor dem Zweiten Advent wurde der neu eingerichtete Abschiedsraum im St.Antoniushaus in Kiel Elmschenhagen von Pastor Orphée-Honorat Agbahey aus der Pfarrei Franz von Assisi Kiel in einer kleinen Feier gesegnet und damit dem Haus und den Menschen, die hier leben und arbeiten, übergeben.

Diesen ganz besonderen Raum gibt es schon seit 2009. Im Zuge der Neugestaltung der Kapelle und der Gedenkwand für die im Haus Verstorbenen wurde konzeptionell neu gedacht und beschlossen, diesen Raum in das Erdgeschoss umziehen zu lassen.  

Im St. Antoniushaus finden Kinder, Jugendliche und Mütter mit ihren Kindern „ein Stück Zuhause“. Dort leben auch 53 Menschen mit schwersten mehrfachen Behinderungen, die aufgrund des Schweregrades ihrer Behinderungen oftmals eine verkürzte Lebenserwartung haben.

Bis zum letzten Atemzug umgeben von zugewandten und vertrauten Menschen und in den bekannten Räumen bleiben zu können gehört zum Konzept des Wohnbereichs. So dient der Abschiedsraum als Ort des Rückzugs für sensible Gespräche mit Angehörigen. Darüber hinaus bietet er die Möglichkeit, vom Verstorbenen Abschied zu nehmen.

Wie auch die Kapelle ist der Raum hell und vermittelt eine gewisse Leichtigkeit, die durch das Motiv der Pusteblumen veranschaulicht wird, die als Muster in den halbtransparenten Gardinen und einem dezenten Wand-Tattoo zu sehen sind. Das Mobiliar ist schlicht gehalten: Der liebe heimgegangene Mensch wird auf eine Liege aus hellem Holz gebettet auf einer weichen Unterlage und je nach Bedarf mit einem leichten Tuch bedeckt.

Sitzhocker mit Filzauflage, gemütliche kleine Sessel mit weichen Kissen, die bequemen Rückhalt geben, wenn dieser gebraucht wird, eine Sitzgruppe mit Tisch, ein Regal, ein Glashafen mit geschützt brennender Kerze, alles ist bewusst in hellen und gedämpften natürlichen Farben gehalten. Auch der Fußboden und die Wandfarbe wurden bewusst in das Farbkonzept einbezogen.

Die dimmbare Stehlampe, das spezielle Deckenlicht, das alle Farben des Regenbogens zeigen kann, und eine Fenstergestaltung, die das Tageslicht mild streut, aber vor Blicken schützt, runden das Gesamtkonzept ab.

Einen besonderen spirituellen Charakter erhält der Abschiedsraum durch das von der Künstlerin Lisa Hirsch für diesen Raum gestaltete Triptychon und ein kleines Kreuz aus Olivenholz, das von Schnitzern aus Bethlehem gefertigt wurde.

Es hat sich im Laufe der Zeit ergeben, dass das Thema Abschied und Trauer auch einer liebevollen Vorbereitung auf diesen Prozess hin bedarf. Dafür ist die Sitzgruppe mit Tisch unter dem Triptychon vorgesehen. Der Abschiedsraum steht offen, um in einem geschützten Rahmen Trauer- und Beratungsgespräche zu ermöglichen. Sollte nun ein lieber Mensch dort aufgebahrt sein, brennt draußen vor der Tür vor einem goldfarbenen Schirm eine Kerze.

Und mit dem Text, der neben der Tür zum Abschiedsraum und direkt gegenüber der Gedenkwand angebracht ist, und der der Erinnerung an Bewohnerinnen und Bewohner, auch an Kolleginnen und Kollegen, die verstorben sind, dient, schließt sich der Kreis:

Manche waren nur eine kurze Lebensspanne Gast auf Erden, andere waren über viele Jahre Teil der Haus- und Dienstgemeinschaft. Alle waren einzigartig. Und doch haben wir nur Facetten Ihres Lebens erkannt. Gott erkennt jeden Menschen ganz.

Dr. Maria Schwarte