Eltern-Kind-Haus feiert 20. Geburtstag - doch die Wurzeln reichen tiefer

Am 22. Mai feierte das Eltern-Kind-Haus des SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) Kiel auf dem Gelände des St. Antoniushauses in Kiel Elmschenhagen 20. Geburtstag.

Das Team des Mutter-Kind-Hauses präsentierte symbolisch Gegenstände für die Arbeit. Foto Annette Göder

In seinem Grußwort betonte Propst Dr. Jürgen Wätjer die Bedeutung des SkF Kiel als Ort kirchlichen Lebens in der Pfarrei Franz von Assisi. In seinem Segen machte er deutlich: Gott ist mit den Menschen.

Die Vizepräsidentin des Inner Wheel Clubs Kiel Gertraud Göbel lobte das soziale Engagement des SkF Kiel, das der Club gerne in vielfältiger Form unterstützt.

Die Vorstandsvorsitzende des SkF Kiel Dr. Maria Schwarte zeichnete ein kurzes Bild der Geschichte des Mutter-Kind-Hauses: Für den SkF Kiel begann 1916 alles mit dem Mutter-Kind-Thema. Anhand einer Blütenknospe nahm sie Bezug auf die Gründerin und „Erfinderin“ des SkF: „Jede Knospe ist es wert, dass man alles tut, um sie zum Blühen zu bringen“.

Zunächst in der Muhliusstraße angesiedelt, gab es in den 70er Jahren einen Umzug nach Elmschenhagen in den neu errichteten Gebäudekomplex. Der Mutter-Kind-Bereich erhielt im Jahr 2004 einen Neubau.

Hinschauen, anpacken, helfen, das war schon immer die Devise des SkF: Frauen sollen stark gemacht werden für sich selbst, für ihre Kinder. Ihnen soll ermöglicht werden, einen Schulabschluss zu machen, eine Ausbildung. Müttern und Vätern wird dabei geholfen, Beziehungen wachsen zu lassen, Vertrauen aufzubauen zu ihrem Kind. Ein wichtiges Thema ist bezahlbarer Wohnraum, denn was zunächst als Wohnform auf Zeit in der Einrichtung gedacht ist, soll später in eigenen Wohnräumen selbstständig fortgeführt werden.

Ein wesentliches Merkmal des SkF Kiel ist es, dass er stetig voranschreitet und so immer wieder neue Perspektiven schafft von Frauen für Frauen, und das seit über 100 Jahren. Die aktuelle Entwicklung macht auch vor dem Mutter-Kind-Haus nicht halt: Die Verantwortlichkeit der Väter wurde im Gesetz neu festgeschrieben: Seit 2022 leben hier auch Väter.

In ihrem Fachvortrag stellte Dr. Heide Mertens, Referentin des SkF-Gesamtvereins, heraus, dass Mutter-Kind-Einrichtungen sich in Richtung „Mutter-Vater-Kind-Einrichtungen“ gewandelt hätten. Außerdem: Etwa 85 Prozent der Eltern in den Einrichtungen zeigten Symptome, die auf eine psychische Belastung hinwiesen. Ziel der Arbeit in diesem Bereich sei die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung.

„In einem geschützten Raum lernen die Eltern, wie eine gute Bindung gestaltet werden kann“, erläuterte die Referentin. „Die Erziehungskompetenzen der Eltern werden gestärkt.“ Doch nicht immer ist dies möglich. Manchmal bestehe der Erfolg der Maßnahme in einer einvernehmlichen Trennung der Eltern oder eines Elternteils vom Kind oder den Kindern mit Kontaktmöglichkeiten.

Die Fachbereichsleitung des Mutter-Kind-Hauses und der Intensiven Ambulanten Hilfen liegt seit sieben Jahren in den Händen der Sozialpädagogin Nicole Skusa. Zehn Pädagoginnen, eine Psychologin und eine Hauswirtschaftskraft arbeiten in diesem Bereich. Es gibt zehn Plätze für Erwachsene sowie entsprechend für deren Kinder und drei Appartements im Haupthaus für weitere drei Familien, in denen die erlernte Selbständigkeit verfestigt werden kann. Die Verweildauer beträgt meist mehr als ein Jahr. „Ein Vertrauensverhältnis muss erst wachsen“, erläuterte Nicole Skusa. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssten unter anderem lernen, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder und auf eigene Bedürfnisse zu achten, Lebensbereiche zu organisieren und den Tag zu strukturieren. Bei all diesen Aufgaben leistet der SkF Kiel individuelle Unterstützung.

Der Festtag führte bei einem vielfältigen, teils selbstgestalteten Buffet die Gäste aus dem Verein, befreundeten Institutionen und kommunalen Ämtern mit den Mitarbeiterinnen und den Müttern und Vätern zu einem fröhlichen Austausch zusammen.

Bei strahlender Sonne und unzähligen Seifenblasen klang die Feier am Nachmittag auf der Terrasse des Eltern-Kind-Hauses aus.