Endlich schwanger! Neben dem großen Glücksgefühl kommt bei viele Frauen aber auch die Unsicherheit: Schaffe ich das mit dem Kind? Was tun, wenn ich krank werde? Diese Fragen bewegen Frauen mit psychischen Erkrankungen in der Regel noch stärker. Um solchermaßen belasteten Frauen in der Schwangerschaft oder mit Kinderwunsch ihre Ängste zu nehmen, haben der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Kiel (SkF) und das Kieler Fenster im Rahmen der „Frühen Hilfen“ die Gruppe „Traumkind“ ins Leben gerufen.
„Du kriegst ja nicht mal Dein Leben auf die Reihe – wie willst Du da ein Kind versorgen!“ Es sind Sätze wie dieser, die die werdenden Mütter und Frauen mit Kinderwunsch belasten, wissen Julia Kirschning, Diplom-Sozialpädagogin beim Kieler Fenster, und Hebamme Alexandra Neitzel-Hartmann, die die Traumkind-Gruppe leiten. Es sind Sätze, die die Teilnehmerinnen der Gruppe nicht nur aus ihrem Umfeld hören, sondern die sie sich auch selbst stellen: „Werde ich der Belastung gerecht? Was tun, wenn ich wieder einen depressiven Schub erleide? „Wir wollen den Frauen mit den Traumkind-Treffen ihre Ängste nehmen und sie auf das Leben mit Kind gut vorbereiten“, erklären Julia Kirschning und Alexandra Neitzel-Hartmann.
Dass ein solches Angebot speziell für Frauen mit psychischen Erkrankungen notwendig ist, zeigte sich während der Schwangerschaftsberatungen beim SkF e.V. Kiel, erklärte SkF-Fachbereichsleiterin Andrea Borowski. „Die Zahl der betroffenen Frauen in unseren Beratungen hat zugenommen.“ Um die Betroffenen adäquat zu betreuen und ihnen bei ihren speziellen Fragen zu helfen, haben der SkF e.V. Kiel und das Kieler Fenster in Kooperation mit der Landeshauptstadt Kiel das Konzept der Traumkind-Gruppe entwickelt. Finanziell unterstützt wird das Angebot durch das Landesprogramm „Schutzengel vor Ort“.
Seit Anfang 2014 gibt es die Gruppe. Julia Kirschning und Alexandra Neitzel-Hartmann bieten alle 14 Tage ein offenes Treffen für zehn Frauen im Ambulanten Zentrum des Kieler Fensters, Alte Lübecker Chaussee 1, an. Die Teilnahme ist kostenlos, ein Einstieg in die fortlaufenden Treffen jederzeit ohne Vorgespräch möglich. „Wir richten uns an Frauen aus Kiel, die psychische Probleme haben. Dabei ist es egal, ob eine Erkrankung ärztlich diagnostiziert wurde oder nicht“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Julia Kirschning. Während der Gruppenstunden gehen die Fachfrauen individuell auf Fragen und Wünsche ein. „Wir sprechen über alles, was Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Kind betrifft“, erklärt die Diplom-Sozialpädagogin. „Und darüber, wie die Frauen lernen können, fürsorglicher mit sich und ihren eigenen Bedürfnissen und selbstsicherer mit den Vorbehalten aus ihrem Umfeld umzugehen.“
Nicht nur die Informationen, auch der Austausch mit den anderen Frauen der Gruppe helfe sehr, erzählen die Betroffenen, die anonym bleiben möchten. „Bei den Treffen kann ich leichter über meine Probleme sprechen, es geht allen anderen ja genauso wie mir“, sagt eine Frau. „So hätte ich mich in einem normalen Geburtsvorbereitungskursus nicht geöffnet“, vermutet eine andere Teilnehmerin. „Uns werden hier die Ängste genommen“, lobt eine Betroffene. „Es ist gut, dass es diese Gruppe gibt.“ Sie hilft dabei, dass aus einem Traumkind ein wirkliches Baby werden kann.
Die Gruppe „Traumkind“ trifft sich alle 14 Tage freitags von 10.30 bis 12 Uhr im Ambulanten Zentrum des Kieler Fensters, Alte Lübecker Chaussee 1, 24114 Kiel. Es sind noch Plätze frei. Weitere Infos und Kontakt gibt es unter Tel. 0431-649 80 50 und per E-Mail <link>ambulantes-zentrum@kieler-fenster.de.